Besuche doch auch mal Astrid Lindgrens Welt in Schweden
 
 
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Lebenslänglich Langstrumpf

» Inger Nilsson



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... ein Artikel von Andrea Bierle - © HÖRZU 1999

Das Mädchen mit den roten Zöpfen ist erwachsen, aber DAS will niemand wahrhaben ... Was für eine Enttäuschung! Sie hat ihr Versprechen nicht gehalten.

Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf - wo sind deine karottenroten Zöpfe? Wo ist das selbstgenähte Kleid mit den Flickentaschen drauf? Und die schwarzen, viel zu großen Schuhe! Soll alles nur ein billiger Trick gewesen sein?

Wir haben als Kinder doch so fest an die Wirkung der Krummeluspillen geglaubt, würden es heute noch gerne tun. Wer sie schluckt wie Pippi, wird niemals erwachsen. Denn: "Große Menschen haben nur einen Haufen langweiliger Arbeit und komische Kleider und Hühneraugen und Kumminalsteuern."

Und nun? Nun steht da diese blonde Frau mittleren Alters im dunklen Blazer, von der behauptet wird, sie sei Pippi Langstrumpf.

Astrid Lindgren und ihre Pippi
Astrid Lindgren und ihre Pippi
Zur inzwischen 91-jährigen
Schriftstellerin hält
Inger Nilsson
noch immer Kontakt.
Die beiden Frauen treffen sich
regelmäßig in Stockholm
zum Plauderstündchen.

Ein Sonntag, Ende März, im Foyer eines Berliner Hotels. Inger Nilsson ist für zwei Tage in die Hauptstadt gekommen, um sich vor der TV-Ausstrahlung den Dokumentarfilm anzuschauen, den das ZDF über sie gedreht hat. über 30 Jahre ist es her, dass die damals Neunjährige aus der kleinen schwedischen Stadt Kisa unter Tausenden Bewerberinnen für die Rolle der Pippi Langstrumpf ausgesucht wurde, die sie dann in vier Kinofilmen und 21 TV-Episoden spielte.

Doch noch immer wird die Frau von den Leuten als Pippi erkannt. "Erst gestern wieder im Flieger", erzählt Inger Nilsson. "Da sprach mich ein Teenager an und sagte: Pippi, du Heldin meiner Kindheit!"

Dabei muss man schon genau hinsehen, um in ihr die aufmüpfige Kleine wiederzuerkennen, die ganze Sahnetorten auf einmal verdrückte, Polizisten an der Nase herumführte und auf die höchsten Bäume kletterte. Heute ist sie eine ernste, zurückhaltende, fast scheue Frau. Sie ist weder reich noch Seeräuber geworden, sondern verdiente sich ihr Geld zunächst als Sekretärin - die erste Flucht zurück in ein normales Leben.

Aber dann fasste die Schwedin doch Mut und besuchte die Schauspielschule. "Ich wollte beweisen, dass ich Talent habe und mehr sein kann als nur Pippi." Aber trotz aller Bemühungen, gegen ihre Vergangenheit als sommersprossige Göre anzukämpfen:

Das Publikum ist einfach nicht bereit, sie aus der Rolle zu entlassen. "Auf einer Theatertournee spielte ich mal eine Mörderin", erinnert sie sich. "Die Kritiken waren gut, doch viele Zuschauer wollten einfach nicht, dass ihre Pippi eine Kriminelle spielt."

Bei jeder Pippi-Wiederholung im Fernsehen, bei jedem Astrid-Lindgren-Geburtstag geht auch der Rummel um Inger Nilsson wieder los. Dann würde das "stärkste Mädchen der Welt" am liebsten die Segel setzen und in die Einsamkeit der Schären flüchten.

"Hey, Pippi Langstrumpf - tralleri trallera tralle hopsasa!"

Fröhlich und unbekümmert ist Ingers Leben längst nicht mehr. Die dauernde Furcht vor Arbeitslosigkeit, das ständige Vorsprechen bei Regisseuren - Müdigkeit, auch Enttäuschung ist in ihrem Gesicht zu sehen. Jenem Gesicht, das millionenfach Bücher, T-Shirts und Plakate ziert. "Ich bekomme für die vielen Fernseh-Wiederholungen auf der ganzen Welt keinen einzigen Pfennig", sagt Nilsson. "Für die drei Drehjahre habe ich eine einmalige Summe erhalten. Davon habe ich mir ein Pferd gekauft."

Maria Persson, als Annika im Film Pippis Freundin, lebt inzwischen auf Mallorca, wo sie ein Hotel führt. Und Pär Sundberg, als Tommi der Dritte im Bunde, ist ein erfolgreicher Geschäftsmann in Stockholm geworden. Dorthin ist jetzt auch Inger Nilsson gezogen.
Zumindest in einem Punkt ähnelt sie ihrer Pippi: sie vagabundiert durchs Leben, hält sich mal als Synchronsprecherin, mal als Aushilfssekretärin über Wasser. "Eigentlich", findet die zierliche Frau, die am 5. Mai ihren 40. Geburtstag feiert, "müsste ich in meinem Alter viel standhafter sein."

Und wie Pippi hat auch Inger Nilsson keine Lust älter zu werden. "Ich fühle mich sehr jung. Wenn mir der richtige Mann begegnet, möchte ich noch Kinder bekommen." Dieser Wunsch sei besonders stark, wenn sie ihre beiden Nichten besuche. "Die eine wird jetzt neun und sieht aus wie ich damals", sagt sie - und lacht. Das erste Mal an diesem Nachmittag.

Wie von Zauberhand verwandelt sie sich plötzlich in das Mädchen mit den roten Zöpfen - und alle spüren es. Vom Nachbartisch schauen die Gäste herüber, erkennen ihre Pippi wieder.
Es ist nicht so, dass Inger Nilsson ihre Rolle verdammt. "Die Zeit war sehr aufregend und schön", erzählt sie. "Ich schaue mir selbst die Filme noch heute gerne an."

Verärgert reagiert sie aber auf Menschen, die nicht akzeptieren, dass sie nicht Pippi, sondern Inger heißt und längst eine erwachsene Frau ist. "Manche reden mit mir wie mit einer Zehnjährigen", erzählt sie von ihren Problemen als einstigem Kinderstar, gibt aber zu, dass Image und Beliebtheit auch schützen. "Niemand würde mir weh tun. Nicht einmal nachts, wenn ich allein unterwegs bin."

Auch wenn die Krummeluspillen nicht gewirkt haben: Inger Nilsson wird 40 und bleibt doch für alle nur Pippi Langstrumpf, lebenslänglich.

Artikel von: © Andrea Bierle - HÖRZU 1999


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Tonia Karina Heinrichs Tochter Tünnissen-Hendricks
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