Astrid Lindgren geboren am: 14.11.1907 gestorben am: 28.01.2002 |
Ich habe am 08. März 2002 vor dem Fernseher gesessen, um die Trauerfeier für Astrid Lindgren mit zu erleben. Inger Nilsson hat im Dom von Stockholm bewegende Dankesworte an Astrid Lindgren gerichtet. Von diesen Worten war ich soooo gerührt, dass ich ganz viele dicke Tränen vergossen habe. Ein paar Tage später habe ich diese Worte in einer schwedischen Tageszeitung gefunden - allerdings in schwedisch ... Aber wie der Zufall es so will, schrieb mir genau an diesem Tag eine liebe Person aus Schweden, die ursprünglich aus Berlin stammte und diese liebe Person war es nun auch, die mir heute den Text ins Deutsche übersetzt geschickt hat.
Liebste Astrid!
Im Sommer vor einigen Jahren spielte ich das Dienstmädchen Anna-Stina in "Rasmus und der Landstreicher". Und als ich an einem Tag wie gewöhnlich hinter der Bühne stand und auf meinen Auftritt wartete, hörte ich einen Dialog zwischen Rasmus und dem Landstreicher. Da begriff ich.
Ich begriff, weshalb niemand aufhören kann mit mir über Pippi zu sprechen.
Es war so souverän und lustig über Rasmus geschrieben, wie er dem Landstreicher erklärte, weshalb er gezwungen war, vom Kinderheim zu flüchten, nachdem er einen ganzen Eimer Wasser auf die Vorsteherin gegossen hatte.
Und so ist es. Es gibt ganz einfach keine bessere Autorin auf der Welt als Dich, Astrid, die das Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsen schildern kann, ohne dabei zu verwirren, egal ob es sich nun um Landstreicher und Waisenkinder oder um Prüsseliesen und Pippi Langstrumpf dreht.
Ja, was Pippi betrifft, hatte ich natürlich verstanden, dass es sich um etwas Besonderes handelte, aber nicht richtig um was. Aber an diesem warmen Sommertag, da begriff ich. Es ist schwer zu begreifen, wenn man mitten drin steht und nie eine Distanz erreicht, doch eine andere Deiner Rollen zu spielen hat mir diese Distanz gegeben.
Ich versichere Dir, Astrid, auch wenn es schon 30 Jahre her ist, dass Pippi das erste Mal im Fernsehen gezeigt wurde, so ist kein einziger Tag vergangen, ohne dass nicht jemand mit mir über sie gesprochen hat.
Ich entsinne mich an unser erstes Zusammentreffen. Wir hatten schon einige Monate gefilmt, und Du stiegst in das Filmatelier im alten Råsunda und strecktest die Arme aus und sagtest: "Hallo, alle meine liebsten Kinder" und wir sprangen schnurstrax in Deine offenen Arme. Und diese Arme waren seitdem immer offen. Eines Deiner Filmkinder zu sein, das ist etwas ganz Besonderes. Eine ganz besondere Stellung. Ich wünschte, ich könnte es erklären, aber das geht nicht.
Und zu meiner großen, großen Freude behielten wir den Kontakt in allen Jahren. Wir haben phantastische Gespräche und Zusammenkünfte gehabt, aber ich glaube, dass wir tatsächlich nie über Pippi gesprochen haben. Ja, einmal, als ich noch ein Teenie war, und es sehr beschwerlich war, denn kein Mensch in der Welt schien zu verstehen, dass ich eigentlich Inger heiße. Da sprachen wir über Pippi. Du warst traurig und batest um Verzeihung für das, was Du angestellt hast.
Aber Du sollst niemals um Verzeihung bitten, dass Du mein Leben so phantastisch gemacht hast, denn das ist es und ist es gewesen. Obwohl es manchmal auch sehr schwer ist. Aber so ist ja das Leben, das weißt Du besser als irgend jemand Anderes.
Dieser Kinderchor hat während der Trauerfeier total schön gesungen. |
Nein, unsere Gespräche handelten vom Theater und vom Leben und, nicht weniger, von der Liebe. Und wir haben gesungen. Ich erinnere mich daran, als Du das erste Mal "I en sal på lasarettet" (In einem Saal im Lazarett) für Maria, die Annika im Film, und mich gesungen hast. Wir saßen zuhause auf Deinem Sofa in der Dalagatan und weinten, denn es war so traurig. Es war wunderbar.
Vor einigen Jahren als Du selbst im Lazarett lagst, waren es Margareta und Du, die es sangen, und da war es auch wunderbar, aber ich weinte, denn ich verstand, dass Du, die es für mich fast in meinem ganzen Leben gab, es nicht mehr so lange mitmachen würde. Ich weiß, dass ist der Lauf des Lebens, aber ich litt in jedem Fall.
Du durftest ein ganzes Leben leben.
Astrid, und Du bekamst ein phantastisches Leben.
Will ich etwas allen Menschen auf der Erde wünsche, so ist es, irgendeinmal im Leben eine Person zu treffen wie Dich, die die Kunst beherrscht, andere Menschen hochzureißen, mich hast Du vielmals hochgerissen.
Und in 100 Jahren oder so, wenn wir uns wieder sehen, werden wir auf einer Wolke sitzen, Du und ich, Astrid, und mit den Beinen baumeln und alte Lieder singen und es so gemütlich haben, wie es nur jemand von Småland und Östergötland haben kann.
Und das nächste Mal, wenn mich jemand fragt, ob ich genauso reich bin wie Pippi Langstrumpf, da werde ich nicht nein sagen, sondern antworten "das bin ich", denn ich durfte Dich kennen, Astrid, und das ist der größte Reichtum.
Das ist es alles wert gewesen. Alles!
Jetzt ist Pippis Mama im Himmel, ganz wirklich.
Danke, Tochter Karin, dass Du auf Pippi Langstrumpf gekommen bist. Und danke, geliebte Astrid, dass Du sie geschrieben hast. Und dafür, dass ich sie im Film spielen durfte.
Inger Nilsson sprach diese Worte am 08. März 2002 bei der Trauerfeier für Astrid Lindgren im Dom von Stockholm.
Bei der Übersetzung der schwedischen Rede hat mir Waltraud Svensson aus Schweden geholfen. Sie ist 61 Jahre jung und wohnt schon seit 1962 in Pippis Heimat - ursprünglich stammt sie aber aus Berlin. VIELEN DANK liebe Waltraud!!
I en sal på lasarettet
där de vita sängar står
låg en liten bröstsjuk flicka
blek och tärd med lockigt hår.
Allas hjärtan vann den lilla
där hon låg så mild och god.
Bar sin smärta utan klagan
med ett barnsligt tålamod.
Så en dag hon frågar läkarn,
som vid hennes sida stod:
Får jag komma hem till påsken
till min egen lilla mor?
Läkarn svarar då den lilla:
Nej mitt barn, det får du ej,
men till pingsten kan det hända
du får komma hem till mor.
Pingsten kom med gröna björkar
blomsterklädd står mark och äng,
men den lilla sjuka flickan
låg där ständigt i sin säng.
Så på nytt hon frågar läkarn
som vid hennes sida står:
Får jag komma hem till hösten
till min egen lilla mor?
Läkarn svarar ej den lilla,
men strök sakta hennes hår,
och med tårar i sitt öga
vänder han sig om och går.
Nu hon slumrar uti mullen
slumrar sött i snövit skrud.
Från sin tåligt burna längtan
har hon farit upp till Gud.
Alex schrieb am 18.01.2023 um 09:34 Uhr Hallo, |
GabiKlickerklacker schrieb am 05.01.2021 um 20:08 Uhr Vielen Dank, ich habe jedes Wort auf dieser Seite so gern gelesen. *nick*nick* Und auch jetzt, während des Schreibens, kann und mag ich nicht aufhören zu lächeln. *grins* |
Pute schrieb am 27.04.2020 um 18:25 Uhr Schön, dass es diese information gibt! |
Holger schrieb am 12.11.2018 um 22:30 Uhr Vielen lieben Dank. Ich bin auf der Suche vorbei gekommen und konnte nicht weg gehen ohne dir ein Danke zu sagen. Auch heute noch ist es wunderschön diesen Text lesen zu dürfen. |
Helga schrieb am 22.10.2015 um 20:21 Uhr Vielen Dank für die wunderbaren Zeilen bzw. die Seite, auf die ich zufällig gekommen bin. War vor 2 Jahren in Näs, war sehr emotional. Schweden ich komme wieder. Schönen Abend und liebe Grüsse aus Österreich. |
sibyl schrieb am 28.02.2015 um 07:34 Uhr Es berührt mich, mit wieviel Sorgfalt du diese Seite geschrieben und gestaltet hast und du uns so an der Erinnerung an Astrid Lindgren teilhaben lässt. |
Tonia schrieb am 16.07.2014 um 08:25 Uhr Hallo Dennis :-) |
Dennis schrieb am 16.07.2014 um 03:38 Uhr Ich habe eigentlich nur nach dem Lied "Faul sein ist wunderschön" gesucht, weil mir letztens aufgefallen ist dass mir der Text nicht mehr einfällt... Und ich muss sagen ich bin mehr als gerührt mit wie viel Liebe zum Detail diese Seite gemacht ist. Da ich weiß wie viel ein ernst gemeintes Lob wert ist, wollte ich dir diese Nachricht hinterlassen. Die Seite hat mich nun EINE STUNDE immer wieder zum weiterlesen animiert :'D Ich glaube ich sollte mir demnächst mal ein "Pippi Buch" zulegen :3 |